In unserer Arbeit mit Menschen in Organisationen und Startups erleben wir immer wieder, welche Energien ein wirklicher Sinn hinter dem eigenen Tun mobilisieren kann. Das hat nichts mit weltfremdem Idealismus zu tun: Sinn ist ein wichtiger Schlüssel zur mentalen Gesundheit und innerer Kompass in unserer hochkomplexen, beschleunigten (Arbeits-)Welt. Um nicht völlig die Orientierung zu verlieren, wenn sich die äußeren Rahmenbedingungen permanent ändern.

Kernkompetenz für die neue (Arbeits-)Welt

„Arbeit, die ihren tiefsten Wünschen entspricht [ …] gibt den Menschen mehr Energie, stärkt sie und hebt sie auf eine höhere Ebene.“
Frithjof Bergmann – Philosoph und Begründer der New Work Bewegung

Für die Suche nach Sinn braucht es ein bisschen Forschung in eigener Sache: Der Sinn der eigenen Arbeit mag mal mehr mal weniger visionäre Züge haben; unser Beitrag zur Verbesserung der Welt manchmal verschwindend klein erscheinen, oder scheinbar für eine Weile in den Hintergrund treten. In jedem Fall erfordert es ein gewisses Maß an Selbst-Reflexion und Gespür für die eigenen Werte, Stärken und für das, was uns wirklich wichtig ist. Das alles immer wieder mal mit der momentanen Tätigkeit abzugleichen kommt den wenigsten während der Kaffeepause in den Sinn.

Dem ständigen Fremdbestimmtsein bewußt etwas entgegen setzen

Sinn hinter einer Tätigkeit lässt sich nicht rein kognitiv erfassen, sondern ist auch intuitiv spür- und erlebbar. Als Stimmigkeit zwischen unserem Inneren und dem was „Draußen“ passiert, durch „Synchronisation“ von Denken, Handeln und Fühlen. Doch die gerät gerade in Stress-Phasen aus dem Gleichgewicht. Wie im Autopilot versuchen wir dann nur noch irgendwie „klarzukommen“: hier noch eine wichtige Email zu beantworten, während dort schon die Kollegen im Meeting auf einen warten – und gegessen haben wir eigentlich auch noch nicht.
Nach einem solchen Tag bleibt dann oft nur ein dumpfes Gefühl der Fremdbestimmtheit zurück. Da mag es fast ironisch klingen, wenn Umfragen wie die Deloitte Millennial Survey 2018 darauf hinweisen, dass Mitarbeiter länger ihrer Organisation treu bleiben, wenn ihnen ihr Job ein Gefühl der Sinnhaftigkeit (sense of purpose) vermittelt.

Die Konzentration auf das Wesentliche trainieren

Forschung aus den Neurowissenschaften zeigt, dass wir mit regelmäßiger Übung diejenigen Gehirnstrukturen beeinflussen können, die uns immer wieder in den Autopiloten schalten lassen. Wir können die (Selbst-)Wahrnehmung trainieren, die auch für bewußtes Sinnerleben erforderlich ist. Häufig merken wir, wenn wir uns einige Momente der Stille nehmen, wie diese Arbeit im „Inneren“ uns hilft, unser Denken, Fühlen und Handeln wieder in Einklang zu bringen.

Durch Sinn-Orientierung (neue) Möglichkeiten erkennen

Sinn in der Arbeit zu erfahren heißt der Frage nach dem Warum bzw. Wofür nachzuspüren: Wofür nehme ich an diesem Meeting teil? Weil ich damit etwas bewirken will. Weil ich an das Produkt/ diesen Service/ die Entwicklungsmöglichkeiten in meiner Rolle/ die Menschen in meinem Team glaube. Warum? Weil ich glaube, dass das wirklich hilfreich ist. Wirklich? Wofür? Etc.
Ein solches inneres Fragen – ob bewusst oder unbewusst- gehört für manche von uns selbstverständlich zum Leben. Für andere taucht es immer wieder mal unerwartet als unbestimmtes Gefühl auf. Oder es drängt sich nach einer Krise, aus einem Gefühl von innerer Leere auf.
Sinnstiftend ist, wenn am Ende einer solchen Fragenkette etwas steht, von dem wir glauben, dass es einen wirklichen Mehrwert schafft. Etwas das uns Orientierung gibt – zumindest für eine Weile. Bis neue Fragen auftauchen. Und wir vielleicht den Job wechseln, uns im Unternehmen für Veränderungen einsetzen, uns selbstständig machen, ein Startup gründen, die Elternzeit verlängern, eine Auszeit nehmen, oder erkennen, dass genau das, was wir im Moment machen, uns „wirklich wirklich wichtig ist“ (Frithjof Bergmann).